Ziele des KDS-Net

Das KDS-Net setzt sich aus sieben Forscherinnen Deutschlands die an sechs verschiedenen Universitäten verortet sind zusammen. Unter Einbezug weiterer führender deutscher und europäischer Forscher als Gäste hat es das Ziel, zu einer stärkeren deutschen und europäischen Vernetzung des Forschungsbereichs zu führen um Kooperationen zu stärken und so entsprechende Großprojekte zu realisieren. Daneben sollen bereits vorhandene Versorgungsstrukturen vereinheitlicht, gestärkt und verbessert und das bisher noch nicht ausreichend bekannte Störungsbild ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit gerückt werden, um einer Stigmatisierung der Betroffenen entgegenzuwirken und den Zugang zu Psychotherapie zu erleichtern Das wissenschaftliche Netzwerk Körperdysmorphe Störung (KDS-Net) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

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Warum sind Forschungskooperationen wichtig?

Heute weiß man über die KDS viel mehr als noch vor 20 Jahren, aber dennoch sind viele Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel: Welche Risikofaktoren spielen für die Entwicklung der KDS eine Rolle? Welche Mechanismen sind bei der Aufrechterhaltung der KDS wichtig? Noch genauer gefragt: Wie verarbeiten Menschen mit KDS störungsrelevante Reize (z.B. das Aussehen anderer Menschen, das eigene Spiegelbild)? Wie gehen sie mit belastenden Emotionen um? Was passiert im Gehirn? Umso besser wir verstehen, welche Faktoren zur Aufrechterhaltung beitragen, desto besser können in der Folge Behandlungsmöglichkeiten gestaltet und wissenschaftlich überprüft werden. Mittlerweile haben sich in Deutschland einige Forschergruppen etabliert, die sich verstärkt mit der KDS auseinandersetzen. Anders als in den USA ist es aber bislang weder in Europa noch speziell in Deutschland gelungen eine enge Vernetzung der Forschergruppen zu schaffen. Das heißt: die Forschung ist hier noch nicht so effizient, wie sie sein könnte. Ein wichtiges Ziel des KDS-Net ist es deshalb, nationale und internationale Forschungskooperationen aufzubauen, um die Forschung zu intensivieren und ein höheres Ausmaß an Effizienz zu erreichen.

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Warum ist eine Verbesserung der Versorgungsstruktur wichtig?

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich bislang als wirksam zur Behandlung der KDS erwiesen. Neuere verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze fokussieren darüber hinaus auf die Veränderung zentraler aufrechterhaltender kognitiver und emotionaler Prozesse und integrieren Interventionen wie Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungstrainings, Achtsamkeits-, Akzeptanz- und Distanzierungsübungen, Videofeedback, Imagery Rescripting oder Verhaltensexperimente. Außerdem werden therapeutengeleitete Behandlungen via Internet angeboten und erforscht. Trotzdem ist die Evidenzlage im Vergleich zu anderen psychischen Störungen immer noch begrenzt. Das KDS-Net strebt einen Austausch bzgl. neuer innovativer Behandlungselemente als Ergänzung zur bisherigen evidenzbasierten KVT an. Der Austausch soll zur Vorbereitung und Planung vergleichender Therapiestudien an verschiedenen Standorten dienen. Weiterhin soll Austausch mit psychoanalytischen Kolleginnen und Kollegen stattfinden. Die Erweiterung um ein zusätzliches, psychodynamisches Behandlungsangebot für KDS-Betroffene würde die spezifische Versorgungssituation erleichtern.

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Warum ist Öffentlichkeitsarbeit wichtig?

Die KDS ist sowohl unter Expertinnen und Experten (Ärzte, Dermatologinnen, ästhetisch-plastische Chirurgen, Psychiaterinnen, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten) als auch in der breiten Bevölkerung (inklusive der Betroffenen!) noch weitgehend unbekannt. Das führt dazu, dass die KDS häufig nicht diagnostiziert wird und passende Behandlungsangebote ausbleiben. Erfreulicherweise sind in den letzten Jahren Behandlungsmanuale erschienen, das Wissen ist aber noch nicht optimal verbreitet und Behandler sind wenig koordiniert. Deshalb ist es ein weiteres Ziel des KDS-Net, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken. Auf diese Weise wollen wir die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus anderen Berufsgruppen koordinieren und einer breiten Öffentlichkeit Zugang zu Wissen um die Störung und spezifischen Hilfsangeboten ermöglichen. Außerdem möchten wir damit auch die Hemmschwelle Betroffener, psychotherapeutische Behandlungen aufzusuchen, senken, wenn sie wissen, dass therapeutische Möglichkeiten existieren und wie diese aussehen könnten.


Über das KDS-Net

TU Braunschweig
E-Mail: anja.grocholewski@tu-braunschweig.de


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team
Anja Grocholewski

PD Dr. rer. nat.

Universität Konstanz
E-Mail: andrea.hartmann@uni-konstanz.de


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Andrea Hartmann Firnkorn

Prof. Dr. rer. nat.

Universität Bamberg
E-Mail: ines.kollei@uni-bamberg.de


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Ines Kollei

Dr. phil.

Goethe Universität Frankfurt a.M.
E-Mail: ritter@psych.uni-frankfurt.de


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Viktoria Ritter

Dr. phil. nat.

Universität Bielefeld
E-Mail: nina.heinrichs@uni-bielefeld.de


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Nina Heinrichs

Prof. Dr. rer. nat.

Bergische Universität Wuppertal
E-Mail: martin@uni-wuppertal.de


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Alexandra Martin

Prof. Dr. rer. nat.

WWU Münster

E-Mail: ulrike.buhlmann@wwu.de


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Ulrike Buhlmann

Prof. Dr. rer. nat.

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Forschung

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Forschungsstand

Insgesamt ist in den letzten 20 Jahren der KDS in Forschung und klinischer Praxis vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet worden. In der Grundlagenforschung wurde insbesondere auf die klinischen Merkmale, Entstehungsfaktoren sowie zugrundeliegende aufrechterhaltende Mechanismen fokussiert. Für die klinische Praxis wurden diagnostische Instrumente validiert, Fallvignetten veröffentlicht und im Rahmen von Psychotherapieforschung einzelne Interventionen sowie Behandlungsansätze (primär behaviorale und kognitiv (-behaviorale) Interventionen evaluiert. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die KDS in einigen Punkten anderen psychischen Störungen ähnelt, darunter die Zwangsstörung, die soziale Angststörung und Essstörungen. Bezogen auf die psychotherapeutische Behandlung bei KDS ist die Forschung über kognitive und emotionale Verarbeitungsprozesse direkt in die kognitive Verhaltenstherapie eingeflossen und hat infolge dessen zu spezifischen Behandlungsstrategien geführt.

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Forschungsprojekt - Validierung der BDD-YBOCS

Den "Goldstandard" für die Einschätzung des Schweregrades einer KDS bezogen auf die letzte Woche stellt die für die KDS modifizierte "Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale" dar, welche seit 2000 auch in einer deutschsprachigen Version vorliegt. Da diese deutsche Version an einem Pilotprojekt mit verhältnismäßig wenigen Datensätzen validiert wurde, fehlt es bis heute an einer Neuüberprüfung mit größeren Fallzahlen. Das KDS-Net hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, die lange ausstehende Validierung der BDD-YBOCS anhand einer größeren Stichprobe vorzunehmen, um die Ergebnisse der Pilotuntersuchung abzusichern und einen für die Forschung und klinische Praxis gültigen Cuttoff-Wert, ab wann eine Symptomatik als klinisch relevant angesehen werden kann, zu ermitteln. So kann die Einschätzung des Schweregrades zukünftig noch zuverlässiger erfolgen.

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Forschungsprojekt - Testung unterschiedlicher Modelle zur Klassifikation der Körperdysmorphen Störung

Im DSM-5 lassen sich die körperdysmorphe Störung (KDS) und ihr Subtyp, die muskeldysmorphe Störung (MDS) in der neu eingeführten Kategorie „Zwangs- und verwandte Störungen“ verorten, während sie in der ICD-10 noch der Kategorie der somatoformen Störungen zugeordnet sind. Beide Zuordnungen wurden kritisiert, während es an einer empirisch abgeleiteten Klassifikation für die KDS mangelt. In unserem KDS-Net Projekt haben wir N = 736 ProbandInnen (Pbn) online befragt, und verschiedene psychische Beschwerden erfasst. Mittels Strukturgleichungsmodellierung wurden anhand der Gesamtstichprobe und einer Teilstichprobe von n = 465 Pbn, die andere primäre Sorgen als Körperform und Gewicht aufwiesen, sechs theoretische Modelle getestet, die sich in der Zuordnung der körperdysmorphen Symptomatik zu den verschiedenen übergeordneten Kategorien unterschieden (z. B. generelle Psychopathologie, Somatisierung, Zwanghaftigkeit und verwandte Störungen, Affektivität, Körperbild und KDS-Modell). Außerdem haben wir auch Geschlechterunterschiede untersucht. Das Körperbild-Modell zeigte als einziges der sechs Modelle eine gute Passung und zwar sowohl für die Gesamtstichprobe, als auch für die Substichprobe. Dieses Modell passte sowohl für Männer, als auch für Frauen. Basierend auf diesen Befunden bietet das Körperbild-Modell, das postuliert, dass Essstörungen und körperdysmorphe Störung idealerweise in einer diagnostischen Kategorie zu verorten seien, die beste Passung für die Klassifizierung der KDS und MDS. Dies geht einher mit bisherigen Studienergebnissen, die eine starke Ähnlichkeit zwischen Essstörungen und KDS, MDS eingeschlossen, aufzeigten.

Ausgewählte Veröffentlichungen

Buhlmann, U., Wacker, R., & Dziobek, I. (2015). Inferring other people's states of mind: Comparison across social anxiety, body dysmorphic, and obsessive-compulsive disorders. Journal of Anxiety Disorders, 34, 107-113. doi: 10.1016/j.janxdis.2015.06.003.


Grocholewski, A., Bücker, C, Kasten, E., Osen, B. & Heinrichs, N. (in press). Mental Images in Body Dysmorphic Disorder (BDD) and Body Integrity Identity Disorder (BIID): An exploratory study. Behavior Change.


Grocholewski, A., Dietzsch, F. & Schulz, W. (2016). Körperbezogene Emotionen, körperdysmorphe (Zwangs-)Symptome und soziale Ängste bei Menschen mit körperdysmorpher Störung und Menschen mit Skoliose. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 45 (3), 174-183. doi: 10.1026/1616-3443/a000369


Grocholewski, A., Kliem, S., & Heinrichs, N. (2012). Selective attention to imagined facial ugliness is specific to body dysmorphic disorder. Body Image, 9, 261-269. doi: 10.1016/j.bodyim.2012.01.002


Grocholewski, A., Kliem, S., & Heinrichs, N. (2013). Möglichkeiten zur klinischen Differenzierung von körperdysmorpher Störung und sozialer Angststörung. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 42, 163-171. doi: 10.1026/1616-3443/a000211


Hartmann, A. S., Thomas, J. J., Greenberg, J. L., Rosenfield, E. H. & Wilhelm, S. (2015). Accept, distract, or reframe? An experimental comparison of strategies for reducing intrusive body image thoughts in anorexia nervosa and body dysmorphic disorder. Psychiatry Research, 225(3), 643-650. doi: 10.1016/j.psychres.2014.11.031


Hartmann, A. S., Greenberg, J. L. & Wilhelm, S. (2013). The relationship between anorexia nervosa and body dysmorphic disorder. Clinical Psychology Review, 33(5), 675-685. doi: 10.1016/j.cpr.2013.04.002


Kollei, I., Horndasch, S., Erim, Y. & Martin, A. (2017). Visual selective attention in body dysmorphic disorder, bulimia nervosa and healthy controls. Journal of Psychosomatic Research, 92, 26-33. doi: 10.1016/j.jpsychores.2016.11.008


Kollei, I., & Martin, A. (2014). Body-related cognitions, affect, and post-event processing in body dysmorphic disorder. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 45, 144-151. doi: 10.1016/j.jbtep.2013.09.005


Möllmann, A., Dietel, F. A., Hunger, A., & Buhlmann, U. (2017). Prevalence of body dysmorphic disorder and associated features in German adolescents: A self-report survey. Psychiatry Research, 254, 263-267. doi: 10.1016/j.psychres.2017.04,063


Ritter, V. & Stangier, U. (2016). Seeing in the Mind's eye: Imagery rescripting for patients with body dysmorphic disorder. A single case series. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 50, 187-195. doi: 10.1016/j.jbtep.2015.07.007


Ritter, V. & Stangier, U. (2013). Kognitive Therapie bei Körperdysmorpher Störung. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 42, 192-200. doi: 10.1026/1616-3443/a000214


Schieber, K., Kollei, I., de Zwaan, M. & Martin, A. (2015). Classification of body dysmorphic disorder - what is the advantage of the new DSM-5 criteria? Journal of Psychosomatic Research, 78, 223-228. doi: 10.1016/j.jpsychores.2015.01.002


Schmidt, J & Martin, A. (2017). Du magst mich nicht, weil ich hässlich bin! Aussehensbezogene Zurückweisungssensitivität und Validierung der deutschsprachigen Appearance-based Rejection Sensitivity-Scale (ARS-D). Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 46, 157-168. doi: 10.1026/1616-3443/a000433


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